Stell dir vor, du sitzt an einem lauen Sommerabend im hohen Gras. Die Luft riecht nach Kräutern, der Himmel glüht golden und irgendwo zirpen die Grillen. Es ist der längste Tag des Jahres – Litha, die Sommersonnenwende. Ein uraltes Fest, tief verwurzelt in der Naturverbundenheit heidnischer Kulturen, das auch heute noch Menschen berührt, die im Einklang mit den Natur leben wollen.
Was ist Litha?
Litha markiert den Höhepunkt des Sonnenjahres: rund um den 21. Juni, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer, auch wenn der Sommer gerade erst richtig beginnt. In der alten heidnischen Welt, vor allem im keltischen und germanischen Raum, war dies ein bedeutender Wendepunkt: Ein Fest des Lebens, der Fülle, der Dankbarkeit und auch der leisen Vorahnung vom kommenden Wandel.

Man feierte die Wärme, die Reife der Natur, die Kraft der Sonne und aber auch die Balance zwischen Licht und Dunkelheit. Denn obwohl Litha die Fülle symbolisiert, beginnt mit diesem Tag auch der langsame Weg in die dunklere Jahreshälfte.
Litha-Rituale: Einfach, kraftvoll, naturverbunden
Du musst keine Hexe oder Druidin sein, um Litha zu feiern. Es geht darum, mit dem Herzen dabei zu sein und mit den Elementen. Hier ein paar einfache, alltagstaugliche Rituale, die du ganz für dich oder mit anderen erleben kannst:
Sonnenaufgang begrüßen:
Steh früh auf und begrüße die Sonne mit offenen Armen. Atme tief ein, spüre die Wärme auf deiner Haut, und sprich (leise oder laut) aus, wofür du dankbar bist. Dieser Moment kann kraftvoller sein als jede geführte Meditation.
Feuer entzünden:
Ein kleines Feuer – ob in einer Feuerschale, Kerze oder einem Lagerfeuer – symbolisiert die Sonne. Nutze es, um Dinge loszulassen, die du nicht in die zweite Jahreshälfte mitnehmen willst. Schreib sie auf einen Zettel und übergib sie dem Feuer.
Kräuter sammeln:
Zur Sommersonnenwende haben viele Wildkräuter besondere Kraft, allen voran Johanniskraut, Beifuß und Schafgarbe. Sammle mit Achtsamkeit (und bitte nachhaltig), binde dir ein Kräutersträußchen oder trockne sie für späteren Tee.
Litha in der Küche: Sonnenkekse mit Kräutern
Ein einfaches, leckeres Rezept, das die Sonne auf deinen Teller bringt – perfekt für ein Picknick oder als Ritualsnack:
Zutaten für ca. 20 Kekse:
- 150 g weiche Butter
- 100 g Honig (am besten regional)
- 1 Ei
- 200 g Mehl (z. B. Dinkel)
- 1 TL Zitronenabrieb
- 1 TL getrocknete Ringelblumen- oder Lavendelblüten
- Prise Salz
Zubereitung:
- Butter und Honig cremig rühren, Ei unterheben.
- Mehl, Salz, Zitronenabrieb und Blüten dazugeben und zu einem glatten Teig verkneten.
- Teig für 30 Minuten kalt stellen.
- Kleine „Sonnen“ formen oder ausstechen, bei 180 °C ca. 10–12 Minuten goldgelb backen.
- Abkühlen lassen – und vielleicht im Sonnenuntergang mit anderen teilen.

Die spirituelle Tiefe von Litha
Litha erinnert uns daran, dass alles im Leben im Wandel ist. Auch in Zeiten, in denen alles hell und leicht scheint, lohnt es sich, einen Moment innezuhalten: Bin ich noch im Gleichgewicht? Was darf gehen, was darf wachsen? Die Natur lebt es uns vor – wir müssen nur hinsehen.
Fazit: Mehr als nur ein Kalendereintrag
Litha ist ein Fest der Lebensfreude, des Lichtes, der Verbundenheit mit allem, was wächst und pulsiert. Du brauchst keine aufwendige Zeremonie – nur ein bisschen Achtsamkeit, ein wenig Sonne und die Bereitschaft, dich wieder mit dem Rhythmus der Natur zu verbinden.
Wenn du magst, lade Freundinnen ein, tanzt barfuß durchs Gras, macht Musik oder sitzt schweigend am Feuer. Hauptsache, es fühlt sich echt an. Denn genau das ist der Zauber von Litha.
Tipp: Du kannst aus den Kräutern auch eine kleine Sonnenkerze machen – einfach etwas getrocknetes Johanniskraut in geschmolzenes Wachs geben und mit einem Docht in ein Glas füllen. Beim nächsten dunklen Abend erinnert dich das Licht an die Kraft der Sommersonne.